Freitag, September 25, 2009

(Wahl-)Adbusting in Fürth

Adbusting nennt sich die (kreative) Veränderung einer Werbung, die den Sinn der Werbung verändert. Als ich heute vormittag in Richtung Schule fuhr konnte ich in Fürth feststellen, dass sich ein Adbuster an den Plakaten der Linkspartei versucht hatte:




Die beiden Bilder zeigen nur drei veränderte Plakate, es waren aber deutlich mehr auf einer Strecke zwischen Ausfahrt Poppenreuth und Stadttheater. Als ich nach der Schule dann wieder dran vorbei fuhr, hatte jemand die Aufkleber schon wieder entfernt.

Montag, Juni 08, 2009

Europawahl in Deutschland - kompakt

Nachdem ich gestern den ganzen Abend (und die halbe Nacht) damit verbracht hab, die Europawahlberichterstattung zu verfolgen, hab ich die Ergebnisse mal zusammengefasst. Vielleicht lässt sich das für den ein oder anderen ja verwenden:

- Vorläufiges Endergebnis
- Ergebnisse der Bundesländer
- Gewählte Abgeordnete
- Anzahl der Kandidaten nach Bundesländern
- Eigene Gedanken zur Wahl


*Vorläufiges Endergebnis*



CDU 30,7% (8.069.983 Stimmen), SPD 20,8% (5.471.703 Stimmen), GRÜNE 12,1% (3.193.821 Stimmen), FDP 11,0% (2.887.331 Stimmen), DIE LINKE 7,5% (1.968.325 Stimmen), CSU 7,2% (1.896.777 Stimmen), Freie Wähler 1,7% (441.726 Stimmen), Republikaner 1,3% (347.897 Stimmen), Die Tierschutzpartei 1,1% (289.572 Stimmen), Familienpartei 1,0% (252.149 Stimmen), Piratenpartei 0,9% (229.117 Stimmen), Rentnerpartei 0,8% (212.113 Stimmen), ödp 0,5% (134.853 Stimmen), alle anderen unter 0,5% - Wahlbeteiligung: 43,3% (26.924.834 Wähler), ungültige Stimmen: 2,2% (596.683 Stimmen)


*Ergebnisse der Bundesländer*



Baden-Württemberg:
CDU 38,7%, SPD 18,1%, GRÜNE 15,0%, FDP 14,1%, DIE LINKE 3,0% - Wahlbeteiligung: 51,9% (-1,2)

Bayern:
CSU 48,1%, SPD 12,9%, GRÜNE 11,5%, FDP 9,0%, Freie Wähler 6,7%, DIE LINKE 2,3% - Wahlbeteiligung: 42,4% (+2,7)

Berlin:
CDU 24,3%, GRÜNE 23,6%, SPD 18,8%, DIE LINKE 14,7 %, FDP 8,7% - Wahlbeteiligung: 35,1% (-3,1)

Brandenburg:
DIE LINKE 26,0%, SPD 22,8%, CDU 22,5%, GRÜNE 8,4%, FDP 7,4% - Wahlbeteiligung: 29,9% (+3,0)

Bremen:
SPD 29,3%, CDU 24,5%, GRÜNE 22,1%, FDP 8,9%, DIE LINKE 7,2% - Wahlbeteiligung: 38,9% (+1,6)

Hamburg:
CDU 29,7%, SPD 25,4%, GRÜNE 20,5%, FDP 11,1%, DIE LINKE 6,7 % - Wahlbeteiligung: 34,7% (-0,2)

Hessen:
CDU 36,4%, SPD 24,4%, GRÜNE 15,0%, FDP 12,6%, DIE LINKE 3,9% - Wahlbeteiligung: 37,9% (+0,2)

Mecklenburg-Vorpommern:
CDU 32,3%, DIE LINKE 23,5%, SPD 16,7%, FDP 7,6%, GRÜNE 5,5% - Wahlbeteiligung: 46,5% (+1,4)

Niedersachsen:
CDU 39,2%, SPD 27,2%, GRÜNE 12,5%, FDP 10,2%, DIE LINKE 4,0% - Wahlbeteiligung: 40,5% (+0,4)

Nordrhein-Westfalen:
CDU 38,0%, SPD 25,6%, GRÜNE 12,5%, FDP 12,3 %, DIE LINKE 4,6% - Wahlbeteiligung: 41,8% (+0,7)

Rheinland-Pfalz:
CDU 39,9 %, SPD 25,7%, FDP 11,1%, GRÜNE 9,5%, DIE LINKE 3,5% - Wahlbeteiligung: 55,6% (-2,7)

Saarland:
CDU 35,9%, SPD 26,6%, DIE LINKE 12,0%, FDP 8,1%, GRÜNE 7,7% - Wahlbeteiligung: 58,6% (+1,4)

Sachsen:
CDU 35,3%, DIE LINKE 20,1%, SPD 11,7%, FDP 9,8%, GRÜNE 6,7% - Wahlbeteiligung: 47,6% (+1,5)

Sachsen-Anhalt:
CDU 29,1%, DIE LINKE 23,6%, SPD 18,1%, FDP 8,6%, GRÜNE 5,4% - Wahlbeteiligung: 37,8% (-4,2)

Schleswig-Holstein:
CDU 37,9%, SPD 24,6%, GRÜNE 13,5%, FDP 12,7%, DIE LINKE 3,9% - Wahlbeteiligung: 36,8% (+0,4)

Thüringen:
CDU 31,1%, DIE LINKE 23,8%, SPD 15,7%, FDP 8,2%, GRÜNE 5,8% - Wahlbeteiligung: 53,0% (-0,7)


*Gewählte Abgeordnete (61 Männer/38 Frauen)*



CDU 34 (26 Männer/8 Frauen - Burkhard Balz; Reimer Böge; Elmar Heinrich Brok; Daniel Caspary; Dr. Jan Christian Ehler; Karl-Heinz Florenz; Michael Gahler; Dr. Ingeborg Gräßle; Dr. Dieter Peter Jahr; Elisabeth Jeggle; Christa Klaß; Dr. Dieter-L. Koch; Werner Kuhn; Dr. Werner Langen; Kurt Lechner; Klaus-Heiner Lehne; Dr. Hans-Peter Liese; Thomas Mann; Prof. Dr. Hans-Peter Mayer; Doris Pack; Dr. Markus Pieper; Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering; Dr. Godelieve Quisthoudt-Rowohl; Herbert Otto Reul; Dr. Kurt Oswald Horst Schnellhardt; Birgit Schnieber-Jastram; Dr. Andeas Schwab; Dr. Renate Thekla Walburga Maria Sommer; Dr. Thomas Ulmer; Sabine Verheyen; Axel Voß; Rainer Wieland; Hermann Winkler; Joachim Zeller)

CSU 8 (4 Männer/4 Frauen - Markus Ferber; Dr. Angelika Niebler; Dr. Anja Weisgerber; Manfred Weber; Albert Deß; Monika Hohlmeier; Bernd Posselt; Martin Kastler)

SPD 23 (13 Männer/10 Frauen - Martin Schulz; Evelyne Gebhardt; Bernhard Rapkay; Jutta Haug; Wolfgang Kreissl-Dörfler; Bernd Lange; Jutta Steinruck; Udo Bullmann; Dagmar Reichenbach; Jens Geier; Matthias Groote; Ulrike Rodust; Peter Simon; Petra Kammerevert; Kerstin Westphal; Josef Leinen; Barbara Weiler; Knut Fleckenstein; Birgit Sippel; Ismail Ertug; Norbert Glante; Constanze Krehl; Norbert Neuser)

GRÜNE 14 (7 Männer/7 Frauen - Rebecca Harms; Reinhard Bütikofer; Heidemarie-Rose Rühle; Sven Giegold; Barbara Elisabeth Lochbihler; Michael Cramer; Franziska Maria Keller; Werner Gustav Schulz; Dr. Helga Trüpel; Martin Häusling; Franziska Katharina Brantner; Jan Philipp Albrecht; Elisabeth Schroedter; Gerald Häfner)

FDP 12 (7 Männer/5 Frauen - Dr. Silvana Koch-Mehrin; Alexander Graf Lambsdorff; Dr. Georgios Chatzimarkakis; Dr. Wolf Klinz; Gesine Meißner; Alexander Pickart Alvaro; Holger Krahmer; Michael Theurer; Nadja Hirsch; Jürgen Creutzmann; Alexandra Thein; Britta Reimers)

LINKE 8 (4 Männer/4 Frauen - Dr. Lothar Bisky; Sabine Wils; Gabriele Zimmer; Thomas Händel; Dr. Cornelia Ernst; Jürgen Klute; Sabine Lösing; Helmut Scholz)



*Anzahl der Kandidaten nach Bundesländern*



Baden-Württemberg:
13 (6 CDU, 2 SPD, 3 GRÜNE, 2 FDP)

Bayern:
15 (8 CSU, 2 SPD, 2 GRÜNE, 1 FDP, 1 LINKE)

Berlin:
5 (je 1 CDU, SPD, GRÜNE, FDP, LINKE)

Brandenburg:
5 (1 CDU, 1 SPD, 2 GRÜNE, 1 LINKE)

Bremen:
1 (GRÜNE)

Hamburg:
3 (1 CDU, 1 SPD, 1 LINKE)

Hessen:
5 (2 CSU, 1 SPD, 1 GRÜNE, 1 FDP)

Mecklenburg-Vorpommern:
1 (CDU)

Niedersachsen:
10 (4 CDU, 2 SPD, 2 GRÜNE, 1 FDP, 1 LINKE)

Nordrhein-Westfalen:
21 (9 CDU, 7 SPD, 1 GRÜNE, 3 FDP, 1 LINKE)

Rheinland-Pfalz:
6 (3 CDU, 2 SPD, 1 FDP)

Saarland:
2 (1 CDU, 1 SPD)

Sachsen:
6 (2 CDU, 1SPD, 1 GRÜNE, 1 FDP, 1 LINKE)

Sachsen-Anhalt:
1 (CDU)

Schleswig-Holstein:
2 (1 CDU, 1 SPD)

Thüringen:
2 (1 CDU, 1 LINKE)


*Abschließende eigene Gedanken*



Für aussagekräftig im Bezug auf den September halte ich die Zahlen nicht, auch wenn deutlich wird, dass die SPD ein enormes Mobilisierungsproblem hatte und die Frage ist, ob sich das im September nicht wiederholen wird. Der Finanzhai, so viel steht fest, war ein Wahlkampfflop. In fünf Bundesländern (alle Bundesländer, die 1990 dazu kamen oder erweiter wurden, außer Brandenburg) ist die SPD nicht einmal zweitstärkste Kraft. Das nur auf fehlende Mobilität zu schieben, wäre in meinen Augen blauäugig und gefährlich.

Ebenso gefährlich halte ich die Strategie, die Generalsekretär Hubertus Heil am Wahlabend und auch heute in den Medien fuhr. Immer wieder betonte er, dass er den Begriff des "bürgerlichen Lagers" nicht akzeptiere, da er selbst Bürger sei. Sollte das zur Wahlkampfstrategie der SPD gehören, ist es nicht nur fahrlässig, weil man da - wie mit Finanzhaikampagne - mehr über den Gegner spricht als über sich selbst, sondern auch realitätsfern. Der Begriff des bürgerlichen Lagers dient als Abgrenzung zum linken Lager, da der Begriff des "rechten Lagers" im politischen Deutschland anders besetzt ist; auch in der Soziologie und der Geschichte ist der Begriff des Bürgerlichen eindeutig besetzt. Heil und die SPD wären gut beraten dieses Fass nicht zu öffnen.

Außer der Linken, die aus der Krise wie alle europäischen Linken kein Kapital schlagen kann, und eben der SPD können sich alle anderen Parteien, trotz der geringen Wahlbeteiligung, als Sieger fühlen. Die CDU ist stärkste Kraft, die CSU ist fast wieder bei 50% in Bayern, die FDP legt kräftig zu und die Grünen erhalten die drittmeisten Stimmen. Insgesamt fällt bei der Analyse der Pressestimmen auf, dass einige das Ergebnis der FDP mit der Tatsache verbinden, dass sie genuinen Europawahlkampf betrieben hätte, schließlich habe man mit Frau Koch-Mehrin plakatiert. Dieser Interpretation steht aber die von denselben Medien betriebene Demoskopie entgegen, die behauptet, dass Europa für die wenigsten wahlentscheidend war. Vielmehr scheinen die Liberalen ganz generell immer noch im Aufwind und ihr Ergebnis vom Sonntag könnte sich im September nicht nur wiederholen, sondern sogar etwas höher ausfallen. Auch bei den anderen Parteien könnten zumindest die Zehnerstellen der Prozentergebnisse gleich aussehen, auch wenn dies vor dem Beginn des echten Wahlkampfs noch Kaffeesatzleserei ist.

Was erwartet Deutschland also noch in den kommenden 110 Tagen? Neue Plakat- und Werbeorgien, so viel ist sicher; nur der Comic-Finanzhai, den ich persönlich sehr liebgewonnen habe, wird wohl in der Tonne verschwinden. Eine klare Koalitionsaussage der CDU zur FDP scheint auch sicher; beide Spitzenkandidaten bemühen auffällig oft, so oft, dass es Strategie erscheint, den Begriff der Mitte in ihren Reden. Auch ein spannendes Rennen bis zum Ende scheint gewährleistet, etwas anderes gäbe das Fünfparteiensystem auch gar nicht her. Die für den Beobachter spannendste Frage ist sicherlich, wie die SPD mit diesen Ergebnissen umgeht? Schwenkt sie, wie Heils Verhalten (und Generalsekretäre sind in der Regel gute Barometer) in den letzten Tagen anzudeuten scheint, auf einen Lagerwahlkampf um? Oder gibt es das, was sich Regierungswahlkampf nennt? Also, u.a., das Verdeutlichen der eigenen Stärke im Regierungshandeln?

Beide Strategien bergen gewisse Risiken, doch ein Lagerwahlkampf erscheint aus einer Regierung mit einer Partei aus dem anderen Lager als strategischer Fehler. Wenn das andere Lager so böse, so unfähig, so unsozial ist, warum regiert man dann immer noch mit ihm? Persönlich halte ich diese Frage für die entscheidende, denn sie zeigt auch, dass in diesem Wahlkampf, wie im letzten, die SPD die Schlüsselrolle einnimmt.

Und jetzt habe ich das selbe gemacht, wie alle Kommentatoren in den Medien auch, nämlich eigentlich gar nicht über die Europawahl geredet, sondern die Bundestagswahl in den Mittelpunkt gerückt. Das mag daran liegen, das man gerne nach vorne und weniger gerne zurückschaut oder einfach daran, dass den meisten - trotz allen Bemühens - die Politik in der eigenen Nation einfach doch näher liegt. Sie war ja auch für die meisten wahlentscheidend.

Samstag, September 20, 2008

Lebenszeichen

Nachdem hier seit über einem Jahr nix mehr steht, muss ich mich hier mal wieder verewigen. Wahrscheinlich schaut eh keiner mehr drauf. Wer wirklich was von mir lesen will, dem seien die Spielberichte bei Faszination Nordkurve ans Herz gelegt, die ich wirklich versuchen werde alle selber zu schreiben. Mein eigener "34er" sozusagen. Gelegentlich finden sich auch im MAG (siehe Sideboard) noch Sachen von mir. Da komm ich aber wegen Referendariat eigentlich kaum dazu. Letztes Werk dort war das hier. Den Gedankengang an sich find ich interessant, weiß nicht, ob die Umsetzung so gelungen ist. Daran anschließend seh ich die Gefahr, dass England auf lange Sicht sowas wie die NBA oder NHL des Fußballs wird, dazu u.U. später mal ein kleiner Artikel.

Mehr gibt's eigentlich auch net, außer, dass die Hochzeitsfotos unter: http://www.diezengers.de/ zu finden sind.

Sonntag, September 02, 2007

Bill Shankley schweigt

Die vergangene Woche hat in der Welt des Fußballs tiefe Wunden hinterlassen. Natürlich sterben täglich Menschen, natürlich ist jeder Tod für die Betroffenen tragisch, aber die Ereignisse in dieser Woche sagen für mich etwas mehr aus. Sie zeigen, dass Leute im Fußball eben doch, wenn es drauf ankommt, ein Gespür für Stil haben, was sich nicht immer in anderen Bereichen des Lebens finden lässt.

Am Samstag vor einer Woche starb der englische Juniorennationalspieler Ray Jones bei einem Autounfall. Das für diesen Tag angesetzte Spiel seiner Queens Park Rangers beim Burnley FC wurde natürlich abgesagt. Burnley reagierte spontan darauf und hielt ein Schautraining ab, dessen Einnahmen komplett an eine karitative Einrichtung nach Wahl des eigentlichen Gegners gingen. So was ist keineswegs selbstverständlich und zeigt meines Erachtens spontanes Taktgefühl. Noch erstaunlicher war es für mich als ich die Bilder des Spiels heute in Southampton sah. Für all die Kritik, die Fußballverbände oft zu Recht bekommen, in dem Fall hat die englische Liga alles richtig gemacht. Das gesamte Team durfte mit „Ray Jones“ auf dem Rücken anstelle des eigenen Namens auflaufen. Sah sehr ergreifend aus und hatte auf jeden Fall als Abschied Stil.

Was mich wahrscheinlich noch mehr beeindruckt hat, war wie man in Liverpool auf den tragischen Tod eines 11-jährigen Everton-Fans reagiert hat. Rhys Jones wurde am Mittwoch vor einer Woche auf dem Parkplatz eines Pubs erschossen, als er zwischen die Fronten eines Bandenkriegs geriet. Letzten Samstag reagierte Rhys’ Lieblingsverein damit seiner im Stadien zu gedenken. Doch nicht, wie üblich, mit einer Schweigeminute, sondern mit einer Minute Applaus. Herzergreifende und so unglaublich passende Idee. Niemand konnte das Gedenken versehentlich oder absichtlich stören und der oft heuchlerisch wirkende Bruch von Schweigeminute zu Anfeuerung fällt auch weg. Doch auch Evertons Lokalrivale ehrte den kleinen Fußballfan und die Reaktion hat mich noch mehr begeistert. Liverpool spielte vor dem Champions League Quali-Match gegen Toulouse tatsächlich Evertons Vereinshymne. Meiner Meinung nach die beste Reaktion und ein untrügliches Zeichen, dass die Stadt geschlossen gegen die Umstände steht, die für den Tod des Jungen verantwortlich sind.

Ähnlich vereinend war, was Antonio Puertas Tod in Sevilla ausgelöst hat. Puerta war sicherlich der bekannteste Fall der letzten Woche. Es ist ein wenig seltsam, wie manche Dinge einen mehr treffen als andere. Bei Puerta hat die eigentlich belanglose Tatsache, dass er in einem Spielstand beim Sega Fußball-Manager in meiner Mannschaft war, dafür gesorgt, dass ich etwas länger über der Nachricht verweilt bin. So waren die Bilder aus Sevilla unglaublich beeindruckend. Es war dort in diesem Moment völlig unerheblich, ob man den FC Sevilla oder Betis unterstützt; zwei Vereine, die wie selten anderswo in einer Stadt immer noch mit den Etiketten Oberschicht und Arbeiterklasse verbunden sind. So wie nach Superga ganz Turin zusammenrückte und nach München ganz Manchester trauerte, stand man gemeinsam in den Farben des jeweiligen Vereins vor dem Krankenhaus oder dem Stadion und hat das Leben eines 22-jährigen gefeiert, indem man seinen Namen immer und immer wieder rief. Alle Animositäten waren vergessen.

Jeder von uns, der den Fußball fanatisch verfolgt hat irgendwann mal gesagt, dass Fußball mehr als ein Spiel sei. In solchen Momenten merken wir zumindest, dass es wichtigeres gibt, dass Animositäten im Sport eben auf dem Feld bleiben und nichts zählen. Bei aller Kritik die Fußballfans (auch von mir) einstecken müssen, dafür das sie Idioten sind, in dieser Woche war ich stolz Fußballfan zu sein..

Mittwoch, August 08, 2007

Werbung

Ausnahmsweise mal ganz plumpe Werbung für einen meiner Artikel:

Sechs Wochen Dorf, Schweiß und Training – Der 1. FC Nürnberg in der Saisonvorbereitung

21. Juni – Fünf Tage bis zum Trainingsbeginn

Betritt man die Pressestelle des amtierenden DFB-Pokalsiegers, beschleicht den Besucher das Gefühl, die Geschäftsstelle eines ostwestfälischen Dorftennisvereins betreten zu haben. Untergebracht ist die Pressestelle in einer Hälfte eines zurecht so bezeichneten Flachbaus. Nebenan ist das Büro des Nachwuchsleistungszentrums und ein Teil der Geschäftsleitung. All diese Büros sind völlig abgeschnitten von den operativen Vorgängen in der Geschäftsstelle, die sich 100 Meter entfernt befindet. Die eigentliche Pressestelle besteht aus einem Zimmer mit zwei Schreibtischen und einem Fernseher.

An der einen Wand hängen Spielankündigungsplakate der vorvergangenen Saison, an der anderen steht ein weißes Regal, das den Eindruck erweckt, als habe es den letzten Meistertitel des FCN erlebt. Das Fenster des Zimmers zeigt zum Trainingsplatz der ersten Tennismannschaft. Alles wirkt wie aus einer Zeit, als Trainer noch Übungsleiter hießen und die Trikots blank waren; die Infrastruktur hat mit dem rapiden Aufstieg des Vereins nicht Schritt gehalten. Sieht man sich um, ist man geneigt zu schließen, dass eine neue Geschäftsstelle wichtiger ist als ein neuer Mittelstürmer.

Es ist eine Woche vor Trainingsbeginn; der einzige hauptamtliche Mitarbeiter der Pressestelle hat sich zwei Tage Urlaub gegönnt. Somit liegt die Öffentlichkeitsarbeit in den Händen der Praktikantin ... (ganzen Artikel lesen)

Sonntag, Juli 22, 2007

Hype-rbel (Non-Football)

Marathon lesen schlaucht, v.a. wenn einen der Postbote nach 5 Stunden Schlaf aus dem Bett reißt. Durchgehalten hab ich trotzdem und an einem Stück durchgelesen. Fast obsessiv, wie eine Pflichtaufgabe, durch eine Müdigkeitsphase in der zweiten Halbzeit des Bremen-Bayern-Spiels hindurch. Dass es während der letzten Kapitel gewittert hat und ich mit meiner roten Lichtkugel gelesen hat, hat die Atmosphäre am Ende gefördert. V.a. weil durch das Rotlichtausgesetztsein, das Licht der Straßenlaternen grünlicher wird. Sehr passen, kann ich nur empfehlen.

Was bleibt? Außer Unterkühlungen, Speed-Readern, Preisschlachten und Großbritanniens eigener "rags to riches"-story? Die Erkenntnis, dass die Autorin auch im letzten Band ihre Analaogien platt wie eine kicker-Stecktabelle konstruiert? Die Erkenntnis, dass die Autorin - wie der neueste Film - das Tempo nicht trifft? Die Erkenntnis, dass die hintür zu einem achten Band nicht nur einen Spalt offensteht, sondern, dass dadurch ein ordentlicher Zug im ganzen haus herrscht? Oder doch die Erkenntnis, dass das Buch wieder spannend genug ist um drin einzutauchen, selbst wenn sich selbst aktiv und passiv gespoilert hat? Da kann ich nicht helfen: Read for yourself.

Ticker: Andere Lesempfehlungen: Jasper Fforde; Gary Imlach; Charlie Connelly ... Danke für diesen Hinweis an unseren Jo ... Die Hose an Mr. Cruise sieht aus wie ne Jogginghose ... Tschüß, Tomas ... LA Galaxy hat nur für Mr. Beckham das Trikot geändert ... bester Fußballpodcast (auf Englisch), den ich kenn.

Montag, Mai 28, 2007

Berlin, du bist so wunderbar, Berlin!

Selbst eine Woche nach dem Sieg im Olympiastadion fällt mir das Begreifen schwer. Obwohl ich den Pokal gesehen hab, Pinos Kopf darin verschwunden ist, 24 Kilo Konfetti durch die Luft flogen und auf der Anzeigentafel prangte "DFB-Pokalsieger 2007: 1. FC Nürnberg", schaff ich's erst so ganz langsam zu begreifen, dass aus dem dreimaligen DFB-Pokalsieger ein viermaliger DFB-Pokalsieger geworden ist, dass die ganzen Schals mit den Erfolgen veraltet sind und wir den Briefkopf ändern dürfen. Beim Abpfiff war der erste Gedanke: "Pokalsieger: So fühlt sich das also an." Es war definitiv ein Moment gemäß des Faustischen "Augenblick, verweile doch". Irgendwie auch ein Moment totaler geistiger Leere, da war nichts anderes als Freude im Kopf, sehr angenehm, hat definitiv Suchtpotential.

Dass der Pokal und damit auch sein Finale eigene Gesetze hat, ist so ausgelutscht, dass es nicht mal erwähnenswert ist. Nicht bewusst war mir, dass das auch für die Zuschauer gilt. Annette hab ich beim Fußball noch nie so abgehen sehen und auch ich bin glaub ich noch selten 120 Minuten fast nur gestanden und hab sooft wahrscheinlich auch nicht mitgesungen. Wobei sich das so ab dem 2:1 wieder relativiert hatte, da war eigentlich mehr Nervosität und ständiges auf die Anzeigentafel gucken angesagt, als Mitsingen. Die halbe Stunde zwischen 48. und 78. hatte was Bedrückendes. Mich beschlich immer mehr ein "Das zu verlieren wird höllisch weh tun"-Gefühl und anscheinend ging es vielen so, denn nach dem Stuttgarter Ausgleich war's irgendwie wieder lauter.

Ganz allgemein halten sich meine Erinnerungen an das Spiel irgendwie in Grenzen, das einzige, an was ich mich noch klar erinnern kann sind die Gedanken bei Kristiansens Schuss ("Der schießt, das sieht gut aus, der geht rein, DER GEHT REIN, DER IS DRIN!"), die Erinnerung an den Rest des Spiels besteht eher aus Zeitungsartikeln (erst nach der Lektüre von drei Sonntagszeitungen war ich mir sicher, dass das Spiel wirklich gut war und ich das nicht nur auf Grund meiner emotionalen Verwicklung so gesehen hab) und Youtube-Ausschnitten. Das Kristiansen-Tor hab ich glaub ich schon fünfzig Mal gesehen, man kann es aber gut und gerne fünftausend Mal ansehen, es wird nicht weniger schön dadurch. Überhaupt, Jan Kristiansen, Krölle, Ole oder auch "der Depp, der ko nix". Wunderbar passend, dass einer aus der zweiten Reihe "das Ding" macht und somit einen Platz in der Nürnberger Mythologie einnimmt. In 20 Jahren unter den nach dem 26.5.2007 geborenen (der Post-Pokal-Generation) wird sein Name immer noch fester Bestandteil sein, seine dreißig Spiele zuvor ohne Torerfolg vergessen. Vielleicht taucht er dann ja sogar in einer Choreo auf.

Dass das Pokalfinale das letzte Spiel der Saison war, ist wunderbar, ich könnte mir nicht vorstellen, wie nächstes oder letztes Jahr nach diesem Triumph noch mal in den Alltag zurückzumüssen. Jetzt ist also erst mal Pause, Sommerpause, fußballose Zeit. Na ja, eigentlich nicht wirklich, gibt ja U21-EM, UI-Cup, CL- und UEFA-Cup-Quali, Ligapokal, ja sogar eine DFB-Pokal-Runde bis zum Ligastart am 10.8. Wem das nicht reicht, der fährt halt nach Schweden oder Irland, oder Russland, dahin wo nach Kalenderjahr gespielt wird. Also: Man sieht sich in Göteborg.