Freitag, Februar 02, 2007

It's most wonderful time ...

... of the year. Nicht Weihnachtszeit, sondern Derbyzeit. Für viele, nicht für mich. Derby ist für mich irgendwie Pflichtübung, das einzige Spiel, bei dem ich ernsthaft überlege zu Hause zu bleiben. Die Atmosphäre, die immer am Rande des Überkochens sich bewegt, ist dermaßen angespannt, dass sie selbst völlig ruhige Gemüter zum Bersten bringt. Ich erinnere mich an das erste Derby nach dem Wiederaufstieg als sich selbst meine Mutter zu einer Tirade gegen Michael Ballack hinreißen ließ. Nichts gegen Emotionen im Fußballstadien, ohne sie würde das Spiel sich oft nicht lohnen, aber beim Derby kocht mir zu viel Aggression mit.

Mag sein, dass es auch daran liegt, dass der FC Bayern für mich, im Gegensatz zu vielen anderen Club-Fans, kein großes Feindbild ist. In der ganzen erweiterten Familie ist (neben meinem Bruder natürlich) noch eine angeheiratete Tante Club-Fan, der Rest sind "Bazis". So löst der Anblick meines neun-jährigen Cousins, der in Bayern-Tracht den Bayern-Adventskalender leert, auch keine Missionargefühle aus. Hab auch keine Probleme im internationalen Geschäft aus aritmetischem Patriotismus den Roten die Daumen zu drücken, selbst bei einem Meisterschaftsduell zwischen Bayern und Schalke wüsste ich nicht, ob mir nicht die Bayern am Ende sympathischer sind als die Zombie-Mannschaft des FC Schalke, für die ich auf Grund fehlender Frühsozialisation in Sachen Club auch keine freundschaftlichen Gefühle empfinde.

Mag auch sein, dass für mich das Ergebnis stets schon vorgezeichnet erscheint. Einen Club-Sieg gegen Bayern hab ich noch nie im Stadion gesehen, egal ob in München oder Nürnberg. Besonders tragisch, da meine Bilanz in München sonst aus Bayern-Sicht so missraten ist (hab jenseits der Club-Spiele erst einen Bayern-Sieg in München gesehen, so dass man mir von Seiten militanter Club-Fans schon angedroht hat eine Bayern-Dauerkarte zu schenken), dass es fast unmöglich erscheint, dass ich dort nur FCN-Niederlagen gesehen hab. Bezeichnend, dass die beiden letzten Unentschieden in München dann auch zustande kamen, als ich nicht im Stadion war. Immerhin erleichtern mich diese Erfahrungen um die Erwartungshaltung. Alles andere als eine Niederlage wäre (auch ob der Umstände des Trainerwechsels in München) eine riesige Überraschung.

Mag des Weiteren sein, dass das Spiel dieses Jahr für den FCN nicht Teil des Abstiegskampfs zu sein scheint und so auch nicht Teil eines Existenzsicherungsplans. Man braucht die Punkte aus dem Spiel nicht dringend, gerät nicht unter Druck, wenn man verliert, muss nicht gewinnen. Der sportliche Wert beschränkt sich auf eine Leistungsbemessung, inwieweit sich die bayerischen Erstligisten aneinander angenähert haben. Sicher, die Medien werden ihren Spaß am Duell Meyer/Hitzfeld haben, doch wirklich wichtig ist das alles nicht. Mehr als ein Routineausflug ist es obendrein für kaum einen Spieler mehr (außer wahrscheinlich Andi Wolf), aber das ist ja schon seit Jahren so.

Dass ich also trotzdem geh, hat eigentlich nur einen Grund.

Ticker: Ooooookay ... korrekt, korrekter, Heynckes? ... Mit hundert sollte man einfach nicht mehr arbeiten ... Irgendwie hab ich mir interaktives Fernsehen anders vorgestellt ... Der Hitler-Blog findet eben doch immer wieder interessante Dinge ... Neue Kolumne im MAG wie jeden Freitag ... Selbst die Website der UEFA berichtet über den Demissions-Hattrick in der Bundesliga ... Irgendwie komm ich nicht ins Handballfieber, auch wenn's selbst die Tagesschau-Redaktion angesteckt hat ... Berlusconi ist sich für nix zu schade ... Mal wieder ein richtig häßliches Trikot ... Annette meint, er habe ein Teddy-Bär-Gesicht (btw, das Ausweichtrikot ist IMO sehr schön, gelb statt weiß und man hätte sogar die Stadtfarben) ... Darauf hätte ich am Dienstag verzichtet ... Irgendwie seltsam zu sehen, dass sich auch Seriensieger so überschwänglich freuen können ... Ach ja, unter den günstigst-möglichen Umständen wird das meine Seminarschule.